Kirsche (Prunus cerasus, Prunus avium)

Apr. 28, 2025 | Heilpflanzen, Nahrungspflanzen | 0 Kommentare

Saftig süß oder sauer platzt die Kirsche im Mund auf, sie schmeckt und ist sehr gesund, Nahrungs- und Heilmittel gleichsam. In Japan wird die Sakura, die Kirschblüte, als Sinnbild weiblicher Sexualität und vergänglicher Schönheit gefeiert. Doch kennst Du ihre dunkle Seite? In den Mythen Europas tanzen Elfen und Feen im Mondschein um den Kirschbaum. Und wehe dem, der sie dabei beobachtet…

 

Geschichte und Herkunft

In steinzeitlichen Siedlungen fand man Kerne der Vogelkirsche, die Urform der heutigen Süßkirsche. Süß- und Sauerkirschbäume haben ihren Ursprung in Kleinasien. Seit 400 v. Chr. wurden sie im Gebiet der heutigen Türkei in der Stadt Kerasus angebaut. Aus dem Wort Kerasus lässt sich auch der Name „Kirsche“ ableiten.
Als eine der ältesten Obstsorten der Welt verbreitete sich die Kirsche über die Seidenstraße im Morgen- und Abendland. Römer und Griechen schätzen Kirschen als Nahrungsmittel und in der medizinischen Diät. Im Mittelalter wurden Kirschen in Klostergärten als Nahrungs- und Heilmittel kultiviert. Die Kirsche, damals eine begehrte und teure Obstsorte, war deshalb der Adelsschicht vorbehalten war. Erst seit dem 18. Jahrhundert unterscheidet man zwischen Süßkirschen und Sauerkirschen.

 

Mythologie

In Japan wird jedes Jahr die Sakura, die berühmte Kirschblüte gefeiert. In der japanischen Kultur ist sie ein tief verankertes Symbol für Schönheit, aber auch Vergänglichkeit, denn die Kirschbäume haben eine kurze Blütezeit über zwei Wochen. Sakura ist ein Symbol für die zarte, junge weibliche Schönheit, ein verführerischer Moment weiblichen Erwachens, eine Blüte der Geisha Tradition.
Doch in Europa treffen wir auf eine dunkle, unheimliche Mythologie: Elfen und Feen tanzen des nachts um den Kirschbaum. Unheil brachte es, ihnen dabei zuzusehen. Die Seelen Verstorbener sollen sich in der Nähe eines Kirschbaumes aufhalten. Im antiken Griechenland war der Kirschbaum Artemis, der Göttin der Jagd, Jungfräulichkeit und des Mondes geweiht. Sowohl in Japan als auch in Europa steht die Kirsche für Vergänglichkeit. Eine tiefe Weisheit, denn alles Leben ist vergänglich!

 

Botanik und Ökologie

Kirschbäume werden in der Familie der Rosengewächse (Rosacea) der Gattung Prunus zugeordnet, welche neben vielen Kirscharten auch Pflaumen und Mirabellen umfasst. Die bekanntesten Kirschen sind die Süßkirsche (Prunus avium), die Sauerkirsche (Prunus cerasus), und die japanische Blütenkirsche (Prunus serrulata).
Die Bäume zeichnen sich durch zierliche, symmetrische Kronen aus, mit wechselständig angeordneten gezähnten Blättern. Im Frühling locken die prachtvollen rosa oder weißen Blüten Bienen und Hummeln an. Kirschbäume sind Flachwurzler mit starken Wurzeln, die sich horizontal im Boden ausbreiten.
Sie gedeihen gut in gemäßigten Klimazonen und benötigen durchlässige, nährstoffreiche und kalkhaltige Böden.

 

Anbau, Ernte und Nutzung

Kirschen werden traditionell von Hand geerntet, um die empfindliche Schale zu schonen. Sie passen gut in Agroforest-Systeme wie essbare Waldgärten. Kirschbäume sind integraler Bestandteil traditioneller Obstgärten und tragen zur Erhaltung der lokalen Biodiversität bei, indem sie Lebensräume für Vögel und Insekten bieten.
Die Kirsche wird vielfältig genutzt, nicht nur als leckeres Obst. Kirschbaumholz ist härter als Eichenholz und durch seinen rötlichen Ton lassen sich daraus schöne Möbel herstellen. In Japan werden Kirschblüten wegen ihres blumigen Aromas für Tees und Gebäck geschätzt, ebenso der Kirschblütenhonig.
In der Medizin sind Süßkirschen und Sauerkirschen zur Vorbeugung und Heilung vieler Krankheiten nützlich.

 

Volksheilkunde & Fünf-Elemente-Medizin

Traditionell werden Blätter, Frucht und Fruchtstiele der Kirschen gegen Gicht und rheumatische Beschwerden eingesetzt. Man schätzt ihre harntreibende und entzündungshemmende Wirkung.
Hippokrates und Galen betrachteten Kirschen als leicht verdauliche, nahrhafte Frucht, die zur Regulierung der Körpersäfte, insbesondere des Blutes beiträgt, welches dem Element Luft (warm und feucht) zugeordnet wird.

 

Rationale Phytotherapie and Moderne Forschung

Kirschen enthalten viele Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen und Zink, sowie die Vitamine B1, B2, B6, Folsäure und Vitamin C. Sie sind deshalb ein wertvolles Obst besonders für Schwangere, da sie die Blutbildung und Zellteilung unterstützen.
Die Polyphenole, speziell die Anthocyane in Süßkirschen und etwas mehr davon in Sauerkirschen, sind für die entzündungshemmende Wirkung verantwortlich. Ihnen wird die vorbeugende Wirkung auf die Herzgesundheit und den Blutdruck zugeschrieben, denn Kirschen können durch die antioxidative Wirkung ihrer Polyphenole einer Arterienverkalkung vorbeugen.
Melatonin, ein anderer Inhaltsstoff der Kirsche, wirkt schlaffördernd. Manchen Menschen verhilft der abendliche Verzehr von Kirschen zu einem tieferen und längeren Schlaf.

Frauenheilkunde

Kirschen können aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkstoffe bei Menstruationskrämpfen helfen. Viele Frauen berichten, dass bei ihnen Kirschen Menstruationsbeschwerden lindern, den Menstruationsfluss fördern und Symptome eines Prämenstruellen Syndroms (PMS) erleichtern.

Kurz gesagt:

Kirschen können gemäß Überlieferung und moderner Forschung vorbeugend oder sogar heilend bei Zivilisationskrankheiten wirken: Gicht, Rheuma, Herzkrankheit, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit: der Genuss von Süß- oder Sauerkirschen lohnt sich, zumal sie viele wertvolle Mineralien und Vitamine enthalten, besonders von Mitte Mai bis Oktober.

Praktische Tipps

  • Ernte: Kirschen pflückst Du am besten mit Stiel, denn so halten sie länger und schmecken besser!
  • Verwendung: Kirschsaft, Kirschkuchen, Fruchtaufstriche aus Kirschen – deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
  • Konservierung: ein uraltes Hausrezept sind eingelegte Sauerkirschen (Schattenmorellen). Einfach herzustellen, verlängern Sie deine Kirschsaison um das ganze Jahr und tragen zur Gesundheit der ganzen Familie bei.
  • Tees: aus getrockneten Kirschblättern und gedörrten Kirschen lassen sich gesunde und wohlschmeckende Kräuterteemischungen herstellen.

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Morgana Hack

Morgana Hack

Blog Autorin

Meine große Leidenschaft sind Heilpflanzen. Mein Blog beschreibt Kräuterwissen aus Volksheilkunde, Fünf-Elemente Medizin und wissenschaftlicher Phytotherapie. Lerne mehr über Frauenkräuter und Heilpflanzen aus allen Regionen der Welt! Entdecke die Heilkraft von Nahrungspflanzen und Mikronährstoffen! Mit praktischen Tips für den Alltag.